Kathrin Landa
Kathrin Landa wurde 1980 in Tettnang geboren und ist in Ravensburg aufgewachsen.
Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Weitere Informationen: Website von Kathrin Landa
Du hast von Anfang an die Porträtmalerei in das Zentrum Deines Schaffens gestellt?
Das wurde mir in die Wiege gelegt. Schon mein Großonkel Joachim Landa war Porträtmaler und Restaurator. Meine Großmutter war Kunstlehrerin und Kunsthandwerkerin, mein Großvater war ein Aquarellist. Meine Mutter, Ilse Landa, Kunstpädagogin und Kunstvermittlerin, unterstützte mich immer darin, Kunst zu machen. Nach dem Abitur in Ravensburg habe ich in Mainz an der Akademie studiert. In Mainz herrschte, im Sinne des Beuys‘schen Kunstbegriffs, eine freie Herangehensweise an die Kunst. Im Grundstudium haben meine traditionelle Art der Malerei und meine Porträts entweder nicht interessiert oder wurden scharf als überholt und konservativ kritisiert. Dennoch war diese Zeit wichtig für mich, um zu experimentieren und zu erkennen, was ich wirklich will.
Und nach dem Grundstudium bist Du dann nach Leipzig?
Ja, das war auf kultureller und sozialer Ebene etwas komplett Neues für mich. Ich war bis dahin im Westen sozialisiert und dazu im wohlbehüteten, oberschwäbischen Ravensburg aufgewachsen, in dem es viel Wohlstand gibt. Leipzig war noch nicht so angesagt wie kurze Zeit später, es erfüllte damals noch ein bisschen das Klischee vom „wilden Osten“. Und viele haben den Schritt überhaupt nicht verstanden. Ich habe erst am Institut für Kunstpädagogik auf Lehramt studiert, und dann wurde mir klarer bewusst als je zuvor, dass ich Freie Kunst studieren und Künstlerin sein möchte. Ich habe mich in Berlin und Leipzig an den Kunsthochschulen beworben und wurde in beiden Städten angenommen. Letztendlich habe ich mich entschieden, in Leipzig zu bleiben, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in der Klasse von Sighard Gille. Es interessierte mich, weiter in diesen Kosmos einzutauchen, der noch stark von der DDR und deren figurativer Malerei geprägt war. Und ich musste, im Kontext der alten und neuen Leipziger Schule, meinen Platz als Porträtmalerin finden. Das war total spannend. Die Szene in Leipzig war überschaubar und mit der Zeit habe ich viele Kontakte in der Kunstszene und darüber hinaus in die städtische Gesellschaft aufgebaut. Mein Atelier war in der Baumwollspinnerei. Meinen Abschluss als Meisterschülerin habe ich bei Annette Schröter gemacht. Während mir die Porträtmalerei in Mainz noch ausgetrieben worden war, hatte das klassische Handwerk in Leipzig einen hohen Stellenwert. Und das habe ich genossen.
Warum bist Du dann dort weggegangen und nach Berlin gezogen?
Ich schätze, es liegt daran, dass es mir irgendwann zu bequem geworden ist, wahrscheinlich suchte ich neue Felder und Einflüsse. Der Umzug 2011 nach Berlin war eine Zäsur. Es fühlte sich an, als wäre mir der Teppich unter den Füßen weggezogen. Die behagliche Leipziger Kunstszene, ein warmes Nest für mich, wich einer internationalen, manchmal etwas ruppigen Kunstszene, deren Charme in Freiheit und Flexibilität liegt. Wahrscheinlich auch aus diesem anfänglichen Bedürfnis heraus nach neuer Vernetzung fing ich an, mich, in Ergänzung zu meiner künstlerischen Arbeit, auch politisch einzusetzen. Ich kämpfe für eine größere Sichtbarkeit von Kunst von Frauen. Dazu gehört die Angleichung der Preise auf dem Kunstmarkt und eine Quote bei Ausstellungen im öffentlichen Raum. 2015 konzipierte und initiierte ich das MalerinnenNetzWerk Berlin-Leipzig, dessen Vorsitzende ich vier Jahre lang war. Heute betreibe ich, zusätzlich zur Porträtmalerei, den Kunstraum WPR – WomenPaintersRoom.
Nach dem Gespräch stellte sich heraus, dass die Großeltern von Kathrin Landa, Ingetraut und Georg Landa, vor etwa 60 Jahren in der Galerie Valentien ausgestellt haben.
MalerinnenNetzWerk Berlin-Leipzig: https://malerinnennetzwerk.com/
WomenPaintersRoom WPR: www.womenpaintersroom.com
Abbildung: „Mädchen im Ballettkleid” (links) und „Frau vor Tapete mit Vögeln” (rechts) von Kathrin Landa