Isabel Kerkermeier

Portrait Isabel Kerkermeier
Isabel Kerkermeier © Thomas Bock
Isabel Kerkermeier wurde 1963 in Heidelberg geboren.
Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Weitere Informationen: Website von Isabel Kerkermeier

Du bist in Heidelberg geboren und in Freiburg aufgewachsen, hast in Stuttgart studiert. Damit warst Du als Badenerin eine Grenzgängerin zwischen den vermeintlichen Welten – hatte das eine Bedeutung?
Ja, das war damals noch ein Thema. Ich habe den Unterschied zwischen dem katholisch und studentisch geprägten Freiburg und dem eher pietistischen Stuttgart schon stark wahrgenommen, Freiburg erschien mir viel sinnenfreudiger und entspannter. An der Akademie spielte es aber über das Scherzhafte hinaus keine Rolle, und in unserer WG in der Augustenstraße gab es neben Karlsruhe, Bremen und Hamburg als Geburtsort auch Taipeh, Seoul und Rom.

Du hast mir erzählt, dass die Kunst seit frühester Kindheit in Deinem Leben war. Wann fiel die Entscheidung für Stuttgart?
Ich habe immer viel und gern modelliert und bin zudem mit Blick auf die alte Ziegelei am Ort, die noch in Betrieb war, und von der meine Mutter uns Ton geholt hat, aufgewachsen. Später habe ich mich zunehmend auch mit anderen Techniken und Malerei auseinandergesetzt, dann mit etwa 16 entschieden, Kunst zu studieren. Noch während des Abiturs habe ich mich an der Akademie in Stuttgart beworben und bekam eine Zusage. Im Vergleich zu Karlsruhe war Stuttgart zu der Zeit in der Bildhauerei stärker aufgestellt. Zudem hat mich die Bauhaus-Tradition mit den vielen Werkstätten und Studiengängen in Stuttgart interessiert.
Ich habe bei Herbert Baumann und Guiseppe Spagnulo studiert. Zwei starke abstrakte, ganz unterschiedliche Positionen. Nach dem Studium bekam ich durch Stipendien die Möglichkeit in New York, Mailand und Paris zu leben und zu arbeiten, dazwischen immer wieder in Stuttgart. Das waren sehr bereichernde Jahre. 2003 entschied ich mich dann, wie viele meiner Freunde und Kollegen, nach Berlin zu gehen. In Berlin gab es viel Raum und Freiraum für Veränderung und Auseinandersetzung, also Platz für eine lebendige Szene.

Deine Skulpturen sind auch räumliche Arbeiten, sie nehmen den Raum auch förmlich in sich auf, als ob sie sich im Raum bewegen würden. Wie komponierst Du diese Arbeiten?
Die Formensprache hat sich schon während der Zeit in Stuttgart entwickelt. Damals gab es jede Menge Fundstücke vom klassischen Sperrmüll, die ich verarbeiten konnte. Schon an der Akademie habe ich regelmäßig mit einigen Kollegen den großen Schrottplatz durchforstet. Ausgehend von der Idee einer Struktur, deren Transparenz den Raum mit in das Objekt holt, ist mir, bei aller Vielfalt von Materialität und Farbe, eine räumlich-formale Strenge wichtig. Und in dem Rahmen schöpfe ich sehr stark aus dem Material, verarbeite industriell produzierte Gebrauchsgegenstände wie Stahlrohrmöbel, Stühle, Tische oder Sportgeräte, die den direkten Bezug zu den Proportionen des Körpers, seiner Positionierung und seinen Bewegungen schon mitbringen. So stellt sich der körperliche Bezug zu den Objekten und das Miterleben von Auflösung, Verdichtung Spannung und Bewegung ganz selbstverständlich ein.
Wie auch bei den anderen Serien, an denen ich arbeite, seien es die modifizierten Werbeplanen oder die Collagen, die aus eigenen Fotos entstehen, bringt die direkte, physische und ästhetische Auseinandersetzung mit der städtischen Gegenwart und ihren Zumutungen viel Energie in den Arbeitsprozess.

Abbildung: „one single drip” von Isabel Kerkermeier

Abbildung: „one single drip” von Isabel Kerkermeier