Miriam Lenk

Portrait Miriam Lenk
Miriam Lenk © Marco Deling
Miriam Lenk wurde 1975 in Konstanz geboren.
Sie lebt und arbeitet in Berlin und Bodman.

Weitere Informationen: Website von Miriam Lenk

Welche Stationen lagen auf Deinem Weg von Konstanz am Bodensee nach Berlin?
Mit 17 ging ich von zu Hause weg und machte mein Abitur in Baden-Baden. Nach einer Ausbildung zur Goldschmiedin arbeitete ich eine Weile in diesem Beruf. Schon in dieser Zeit habe ich viele Frauenfiguren modelliert und in Silber gegossen. Mir fiel auf, wie viele Frauen unzufrieden mit ihrem Körper sind. Auf Dauer war mir der Schmuck zu angewandt, es gab zu viele Einschränkungen, was Größe und Gewicht angeht, und zu wenig geistige Anregung. Ich begann ein Studium der Kunst- und Medienwissenschaften und merkte bald, dass ich keine Intellektuelle war. 2001 wollte meine Schwester zum Studium der Kostümgestaltung an die Hochschule für Bildende Künste Dresden und überredete mich, mitzukommen. Ich wurde für Bildhauerei angenommen und habe dort bis 2007 studiert.
Der Umzug vom Bodensee nach Dresden war ein Kulturschock für mich und eine Befreiung zugleich. Es gab viele alte, unsanierte Häuser und improvisierte Ausstellungsräume, Eröffnungen und wilde Partys. Ich konnte mich dort neu erfinden. Der Maler Ralf Kerbach war als erster wirklich begeistert von meiner Arbeit, hat mich künstlerisch herausgefordert und auf meinem Weg bestärkt. Bei ihm machte ich 2007 mein Diplom und das Meisterschülerstudium.
Als Dresden mir dann zu eng wurde, zog ich wie viele andere Künstler nach Berlin und fand ein Atelier in der ehemaligen Stasizentrale Hohenschönhausen im Nordosten der Stadt. Dort war es so hässlich und karg, dass ich mein Atelier in eine Höhle aus weiblichen Formen, Pflanzen und Ornamenten verwandelte. Daraus entstanden dann 2016 die ersten Säulen und Collagen.

Du bist als Tochter eines Bildhauers sozusagen in einem Atelier groß geworden?
Von klein auf gehörte das Atelier dazu, als Dreijährige habe ich meine ersten Figuren gebaut. Ich erinnere mich noch: Eine meiner ersten Skulpturen war ein Hase, der im Gebüsch sitzt, davor steht ein Raubvogel. Das Thema Versteck und Schutz hat mich danach noch öfter beschäftigt. Auch haben mich schon als kleines Kind starke üppige Frauen beeindruckt. Ebenso kannte ich die kritische Auseinandersetzung mit der Bildhauerei von klein auf: Was will eine Arbeit sagen? Funktioniert es so? Was könnte man anders machen? Aber als Heranwachsende wollte ich auf keinen Fall Bildhauerin werden wie mein Vater.

Wann hast Du zum ersten Mal eine Deiner großen Frauenfiguren hergestellt?
Im zweiten Jahr des Studiums in Dresden war das Thema lebensgroßer Akt. Ich begann eine weibliche Plastik mit einer Höhe von 180cm. Sie wurde immer höher und breiter- irgendwann war sie 320 cm hoch und ich erlebte, wie sich meine undeutlichen Gefühle zu einer Figur manifestierten. Yolanda wurde eine Art Galionsfigur, erst für mich und dann auch für andere.
Das fand ich magisch und wollte mehr davon. So wurde dieses Idol aus einem Anti- Ideal mein erstes künstlerisches Thema und Yolanda steht heute in Bronze vor der Investitionsbank Berlin.
Die folgenden Jahre habe ich damit verbracht, meinen weiblichen Archetypen zu finden und zu abstrahieren. Die Frauen wurden zu Mischwesen, bevölkerten pflanzenartige Landschaften, und schließlich zu Säulen einer sinnenfrohen Utopie nach dem Kampf der Geschlechter: post-patriarchalisch und post-feministisch. „Inception“ in der Ausstellung ist die vierte dieser Säulen.

Video portrait by Sam Auster – in englischer Sprache: (Youtube-Link)
Abbildung: „Inception” von Miriam Lenk (rechts)

Abbildung: „Inception” von Miriam Lenk (rechts)