Hartmut Landauer

Portrait Hartmut Landauer
Hartmut Landauer © Eriko Kaji
Hartmut Landauer wurde 1966 in Gemmrigheim geboren.
Er lebt und arbeitet in Stuttgart.

Weitere Informationen: Website von Hartmut Landauer

Deine ersten Ausstellungen fanden abwechselnd in Ecuador und Kirchheim unter Teck statt. Wie kam es zu diesen ganz unterschiedlichen Bezügen?
Aufgewachsen bin ich bis zum 7. Lebensjahr in der schwäbischen Provinz in Kirchheim unter Teck. Da hatten auch schon meine Vorfahren gelebt, die im 16./17. Jahrhundert Zinngießer waren. Dann bekamen meine Eltern die Möglichkeit als Lehrer im Auslandsschuldienst nach Quito in Ecuador zu gehen. Das wurde für fünf Jahre meine neue Heimat. Wir hatten schon vorher familiäre Verbindungen nach Ecuador, denn meine Mutter war dort auf Farmen groß geworden. So haben wir uns schnell eingelebt und sehr wohl gefühlt. Die Rückkehr nach Deutschland fiel mir schwer. In meiner Klasse in Kirchheim war ich der Einzige, der hochdeutsch gesprochen hat. Ich trug meine Kleidung aus Quito, einen Lama-Pullover, ein besticktes Hemd und eine Schlaghose vom Schneider in Quito. Ich war der Außenseiter und wurde gemobbt, während ich in Ecuador beliebt gewesen war und vermisst wurde. Später bin ich im Rahmen von Arbeitsstipendien und Ausstellungsprojekten in das Land zurückgekehrt.

Wann kam die Kunst in Dein Leben?
Ich habe schon immer gezeichnet, seit der frühesten Kindheit. Meine Mutter hat mich stets mit neuem Papier versorgt, das sie stoßweise aus der Papierfabrik in Gemmrigheim bekam. In der Deutschen Schule Quito war ich schnell bekannt als Comiczeichner. Ich habe eigene Comicfiguren entwickelt und mehrere Comicbände in meinem kleinen eigenen Verlag veröffentlicht. Der Verlag basierte auf Mitgliedschaft. Das war meine Comicbande an der Schule. Nach der Rückkehr aus Quito sehnte ich mich zurück und bin oft in Traumwelten geflüchtet. Gezeichnet habe ich weiterhin und zudem die Malerei für mich entdeckt. Nach und nach habe ich alle Bildbände aus der Bücherei ausgeliehen und studiert. In der Schule war ich schlecht und habe das Abitur nicht geschafft. Mit einer Begabtenprüfung wurde ich an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart aufgenommen. Das war ein großes Glück. Die Freiheit an der Akademie und Austausch mit den Kollegen habe ich genossen. Das war eine tolle Zeit.

Wie ist Dein heutiger Stil entstanden?
Der Stil, der heutige Minimalismus in meinen Arbeiten, entstand prozesshaft über eine lange Zeit. Ich habe erst figürlich gemalt und immer mehr reduziert. Ein wichtiger Schritt waren Collagen aus Plattencovern, bei denen ich alle Schriften und Bilder entfernt und die übrig gebliebenen Farbflächen neu kombiniert habe. Sie dienen als ästhetische Vorbilder für die Malereiobjekte und Installationen aus bemaltem Sperrholz.
Dann haben mich sicherlich die Formensprache und vorherrschende Farbigkeit in Ecuador beeinflusst – wenn vielleicht auch unbewusst. Beim Übergang von der Figuration zur Abstraktion war zum Beispiel Oswaldo Guayasamín ein Vorbild, der in den 70er Jahren in Ecuador überall präsent war, während er in Europa nicht sehr bekannt ist. Ich habe ihn noch kennengelernt und in seinem Anwesen in Quito besucht.

In Berlin hat Hartmut Landauer als Schauspieler für die Platoon Kunsthalle einen Werbespot (zum Youtube-Clip bitte nach unten scrollen) in reinem Fiktivdeutsch aufgenommen. Diese Sprache hat er über Jahre selbst entwickelt, er war erst als Kabarettist und später als poetry slammer viele Jahre auf deutschsprachigen Bühnen unterwegs.
Abbildung: „elements M1” von Hartmut Landauer (rechts)

Abbildung: „elements M1” von Hartmut Landauer (rechts)