Matthias Megyeri

Portrait Matthias Megyeri
Matthias Megyeri © Juliane Otterbach
Matthias Megyeri wurde 1973 in Stuttgart geboren.
Er lebt und arbeitet in Stuttgart.

Weitere Informationen: Website von Matthias Megyeri
Matthias Megyeri auf Instagram

Deine Karriere begann mit Graffiti sprayen Ende der 80er in Stuttgart?
Meine Mutter ist Künstlerin, sie hat bei Ana Lupas in Rumänien und später bei Stockhausen an der Akademie in Stuttgart studiert. Ich war also von einem kunstaffinen Zuhause und Umfeld geprägt. Aber Graffiti hat mich 1989, mit 16 Jahren, völlig begeistert und vereinnahmt. Bei einem Schüleraustausch in Australien habe ich an der Highschool die zwei Sprayer „Mercee“ und „Lockee I“ kennengelernt. Zurück in Stuttgart habe ich angefangen, die wenigen Graffitis, die es gab, aufzusuchen und zu fotografieren. So habe ich „PJay“ und seine etwas älteren Freunde der USF Crew aus Sindelfingen kennengelernt und habe mit ihnen als „MASEEE“ angefangen zu malen. „PJay“ kam aus Paris und hatte bei „Darco / FBI“ gelernt. In Stuttgart entwickelte sich mit uns eine Graffiti- und Hiphop-Szene aus der später die Kolchose wurde. Für mich stand Graffiti vor allem für Unabhängigkeit, Freiheit und direkten Ausdruck; und für Teilhabe.

Das Studium hast Du an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe aufgenommen. Warum Visuelle Kommunikation und nicht Kunst?
An der HfG Karlsruhe war kurz nach der Gründung eine Aufbruchsstimmung zu spüren, das hat mir gefallen. Rambow, Weidemann, Sachsse, Lars Müller aber auch Leute wie Stephan von Huene, Struth oder Michael Saup haben mich fächerübergreifend geprägt; auch wenn das politische Plakat für mich eine besondere Rolle gespielt hat. Zu der Zeit Mitte der 90er war ich noch nicht festgelegt und sehr neugierig. An der Visuellen Kommunikation hat mir gefallen, dass ich interdisziplinär agieren konnte und sich viele Bezüge zu unterschiedlichen Bereichen herstellen ließen. Ich war noch auf der Suche; aber es erklärt vielleicht weshalb ich mich heute als Konzeptkünstler verstehe, der mit Gestaltung bzw. Design arbeitet.

Und dann kam der Schritt nach London, wo Du Sweet Dreams Security® gegründet hast?
Ja, am Royal College of Art in London habe ich ein sehr inspirierendes Umfeld gefunden, vor allem mit Anthony Dunne, der mit Fiona Raby das Critical Design definiert hat, und dem Künstler Noam Toran. Auch Ron Arad war für mich ein wichtiger Einfluß und Förderer. Während eines Projekts, in dem wir uns mit zeitgenössischen psychologischen Krankheitsbildern beschäftigt haben, ist mir in meinen Snapshots, die ich in London gemacht habe, aufgefallen, wie stark Paranoia und Angst auf der einen Seite und das Bedürfnis nach Kitsch und Behübschung auf der anderen ist. Aus dieser Beobachtung ist das Projekt der Sicherheitsfirma mit der eingetragenen Marke Sweet Dreams Security® entstanden. Das Schöne daran ist, dass ich selbst gespannt war, in welche Richtung sich die Arbeit entwickeln kann. So habe ich einerseits die Idee meiner innovativen Sicherheitsfirma mit überspitzt „heiterem Design“ z.B. vor den 250 Britischen Polizeichefs vorgestellt, die anschließend Bestellungen aufgeben wollten, und andererseits haben sich Kritiker und Theoretiker aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie z.B. Mode und Architektur für die Idee begeistert und sie weitergedacht. Die Sweet Dreams Security® Objekte und Installationen besitzen tatsächliche Sicherungsfunktionalitäten; wirken aber auch rein suggestiv als Placebo-Installationen und –Produkte in die Alltagswelt hinein. Fünf Arbeiten aus der Serie sind Teil der ständigen Sammlung des MoMA in NYC. Seit einem Stipendium an der Akademie Schloß Solitude bin ich wieder in Stuttgart und arbeite hauptsächlich an Kunst am Bau Projekten — gerade sind zwei Installationen hier um die Ecke fertig geworden.

Abbildung: „Crinkle Crankle by Sweet Dreams Security®” von Matthias Megyeri (links)

Abbildung: „Crinkle Crankle by Sweet Dreams Security®” von Matthias Megyeri (links)