Erik Andersen
Erik Andersen wurde 1977 in Freiburg im Breisgau geboren.
Er lebt und arbeitet in Berlin.
Weitere Informationen: Website von Erik Andersen
Wie bist Du zur Kunst gekommen?
Ich glaube, das erste Mal habe ich mit drei Jahren Ton in die Hand bekommen. Etwas mit den eigenen Händen zu bauen, etwas zu tun, das man anfassen, begutachten und besprechen kann, das hat mich seit damals nicht mehr losgelassen. Zeichnen, Malen und Modellieren haben bei mir immer eine Rolle gespielt. In unserer Nachbarschaft hat mein späterer Werklehrer gewohnt, der mir immer mal wieder einen Klumpen Ton vor die Tür gelegt hat und sagte: „Mach mal irgendwas damit.“ Ich bin in Horn am Bodensee aufgewachsen und habe mein Abitur in Gaienhofen gemacht. Während des Zivildienstes habe ich einen Bronzegießer kenngelernt, der in der alten Ziegelei Rickelshausen außerhalb von Radolfzell arbeitete. Dort konnte ich mir eine Werkstatt einrichten. Bevor ich ein Kunststudium anfange, wollte ich ausprobieren, wie es ist, als Künstler zu leben. Später habe ich für eine andere Bronzegießerei gearbeitet und mich dadurch finanziert. Ein Jahr später habe ich mich in Berlin für ein Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Weißensee beworben und das Studium dort auch aufgenommen. Nach etwa zwei Monaten habe ich es allerdings abgebrochen und mich entschieden, auf meinem bisherigen Weg weitere Erfahrungen zu sammeln. Das war eine weitreichende Entscheidung für mich. Ich bin wieder in mein Atelier in Süddeutschland zurückgekehrt, um mich neu zu orientieren. Daraus sind sieben Jahre geworden. Es folgten Aufträge und weitere Ausstellungen. Ich hatte den Bonus, dass ich jung war und viele Interessierte bei mir im Atelier vorbeikamen und mehr über meine Arbeit wissen wollten. Das war eine wertvolle Zeit für mich. Für immer wollte ich mich aber nicht in dieser Situation einrichten. 2006 bin ich wieder nach Berlin gezogen, habe das Studium allerdings nie wieder aufgenommen.
Wie ist die Arbeit „Handschlag“ entstanden, die Du in dieser Ausstellung zeigst?
Basierend auf der Abformung zweier realer Hände habe ich die Arbeit in zwei Hälften vergrößert, modelliert und diese Schalen dann zusammengefügt. Dieser Prozess ist an dem Objekt noch gut zu erkennen. Auch kleine Unsauberkeiten der ursprünglichen Abformung wurden beim Modellieren mit übernommen. An den jeweiligen offenen Enden der Hände kann man hineingreifen. Durch die überdimensionale Größe wird so der Moment der Begegnung in den Fokus gestellt und zugleich negiert, da die beiden offenen Enden der Arbeit innen nicht miteinander verbunden sind. Es ist nicht möglich, sein Gegenüber tatsächlich zu berühren. Im Kontext dieser Ausstellung könnte man sagen, dass die Arbeit Erfahrungen reflektiert, die ich nach meinem Wechsel von Süddeutschland nach Berlin gemacht habe. Vom Bodensee war ich eine Verbindlichkeit gewohnt, die es in Berlin nicht gab.
Ein weiteres Interview mit Erik Andersen – von Sarah Sieber in englischer Sprache – finden Sie auf der Online Plattform ‚Curator‘: https://curator.site/interviews/2019/erik-andersen
Abbildung: „Handschlag” von Erik Andersen (links)