Jost Münster
Jost Münster wurde 1968 in Ulm geboren.
Er lebt und arbeitet in London.
Weitere Informationen: Website von Jost Münster
Du hast mit Deiner 2020er Serie eine Arbeit zu einem ganz besonderen Jahr gemacht. Gibt es einen inhaltlichen Bezug zum Corona-Jahr?
Ja und Nein, auf die Idee kam ich im November 2019, als ich mir Gedanken über die letzte Dekade gemacht habe, die zu Ende ging, die 10er Jahre. Durch Zufall bin ich auf den Digital Font gestoßen, der mein Interesse geweckt hat. Diese Digital-Schriftart erinnerte mich an so vieles, angefangen bei dem Radiowecker meiner Kindheit bis hin zu Rhomben, die seit Jahren in meinen Arbeiten eine Rolle spielen. Kurze Zeit später im ersten Lockdown im März setzte ich die Idee in einer Serie um. Hintergrund war der Aufruf des Künstlers Matthew Burrows auf Instagram, am „Artist Support Pledge“ teilzunehmen: Teilnehmende Künstler sollten ihre Arbeiten mit dem Hashtag #artistsupportpledge zu einem vorher festgesetzten und relativ niedrigen Preis von 200 Britischen Pfund anbieten. Wenn sie fünf Arbeiten verkauft haben, sollen sie ihrerseits eine Arbeit zu diesem Preis bei einem anderen Künstler kaufen. Die Idee fand ich genial. Die Arbeiten haben eine so große Nachfrage erzeugt, dass ich eine Warteliste hatte für die Bestellungen.
Was hast Du gemacht, bevor Du nach London gegangen bist?
Ich bin aus Ulm und habe zunächst Kunsterziehung an der Akademie in Stuttgart studiert. Ich plante damals, später einmal zu unterrichten. 1999 habe ich Michael Craig-Martin kennengelernt, dem ich bei seiner Ausstellung „and sometimes a cigar is just a cigar“ im Württembergischen Kunstverein Stuttgart geholfen habe. Er hat mich nach London eingeladen und angeregt, dass ich am Goldsmith College studiere, wo er für lange Zeit eine prägende Gestalt war. 2001 bin ich dann tatsächlich nach London gezogen, nicht für ein Studium, sondern weil mich die Kunstszene der Stadt interessiert hat. Ich wollte gerne mehr über den Stand der Malerei in dieser Metropole erfahren. In London wurde ich Assistent von Michael Craig-Martin, der sich aus der Lehre am Goldsmith College zurückgezogen hatte.
Und dann bist Du bis jetzt dort geblieben.
Das war gar nicht geplant. Nach einem Jahr habe ich festgestellt, dass es nicht so einfach ist, in der Kunstszene Anschluss zu finden. Michael Craig-Martin bekräftigte seinen Rat, ein Master-Studium aufzunehmen, weil er meinte, dass ich damit in einem Netzwerk aufgehoben bin – und damit hatte er recht. Von 2002 bis 2003 habe ich am Goldsmith College meinen Master gemacht. Seitdem arbeite ich in London als Freier Künstler. Mittlerweile lehre ich nebenbei als Dozent an der Ruskin School of Art in Oxford.
Abbildung: „2020” von Jost Münster (in der Mitte oben)