Judith Hopf
Judith Hopf wurde 1969 in Karlsruhe geboren.
Sie lebt und arbeitet in Berlin und lehrt als Professorin für Freie Kunst an der Frankfurter Städelschule.
Weitere Informationen: Website von Judith Hopf
Wann kam die Kunst in Dein Leben?
Ich komme aus keinem Akademikerhaushalt, aber meine Mutter war sehr offen und aufgeschlossen für die Kunst. Sie war von Beruf Schaufensterdekorateurin, hatte ein großes handwerkliches Geschick und hat sich in ihrer Freizeit viel mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt. Meine Mutter hat mich zu den Kindermalkursen in der Kunsthalle Karlsruhe begleitet. Wir haben in einer wilden Gruppe zuerst Kunstwerke betrachtet und dann im Malkeller unsere Ideen dazu umgesetzt. Das war pädagogisch sehr gut gemacht, nicht leistungsbezogen, und wir Kinder haben das als befreiend und lustig empfunden. In der Schule ging das so weiter, dass ich mit meinem Geschick gefördert wurde. So habe ich früh beschlossen, dass ich Kunst machen möchte. Das Konzept der Kindermalkurse wurde von Anneliese Reuter-Rautenberg angeboten, einer Kunstpädagogin der ersten Stunde.
Wie ist die Idee zur Birne entstanden?
Backsteine sind ein interessantes Material, es gibt sie überall auf der Welt und schon seit langer Zeit. Mit Backsteinskulpturen habe ich für eine Ausstellung in Bozen angefangen zu experimentieren. Das Museum hat riesige Fenster mit einem überwältigenden Blick auf die Dolomiten. Dem Anblick wollte ich im Innern etwas entgegensetzen. Zuerst habe ich aus Quaderformen Skulpturen gefräst, einen Rollkoffer zum Beispiel – ich war in der Zeit ja nur unterwegs und fand die Reisetätigkeit anstrengend – und später mit dem Computer und einer CNC-Maschine. Die Birne ist zur Ausstellung in den Kunstwerken KW in Berlin entstanden. Die Assoziationen zur ehemaligen Mauerstadt im stetigen Wandel haben eine Rolle gespielt. Und mir gefällt an einer Birne, dass sie im Gegensatz zum Apfel von der Schwerkraft geprägt zu sein scheint, geformt von der Welt.
Hat die Dozentin Judith Hopf die Künstlerin Judith Hopf verändert?
Ich profitiere sehr von dem Job, weil die jungen Leute mich auf Trab halten, ich finde gerne heraus, welche Beweggründe meine Studierenden haben, was sie herausfinden wollen. Es macht mir großen Spaß und ich trau mich mehr, wenn ich sehe, was meine Studierenden sich trauen. Wir haben eine gute Stimmung. Ich reflektiere ständig die Bedingungen, unter denen die akademische Ausbildung stattfindet, auch im Vergleich zu meinem Studium, als sich zum Beispiel noch 1996 Professoren der Malerei geweigert haben, Videoarbeiten oder Fotografie als Kunst anzuerkennen. Heute ist es viel lebendiger und aufregender als zu meiner Studienzeit. Gesellschaftliche, politische und moralische Ansprüche der Kunst bleiben ein wichtiges Element, aber ich merke, dass es nicht alles ist. Jede(r) von uns ist so in eigenen Widersprüchen verstrickt, dass wir nicht nur der Spiegel der Gesellschaft sein können. Der persönliche Bezug und die Welt der Dinge sollten nicht wegfallen.
Judith Hopf wird von der Galerie Deborah Schamoni in München vertreten. Wir danken für die Kooperation.
Abbildung: „Birne” sowie „Wall 3” und „Wall 5” von Judith Hopf (rechts)