Wolfgang Flad
Wolfgang Flad wurde 1974 in Reutlingen geboren.
Er lebt und arbeitet in Berlin.
Weitere Informationen: Website von Wolfgang Flad
Wir sehen in der Ausstellung unterschiedliche Serien von Dir. Was hat Dich zu dieser Arbeitsform geführt?
Es gibt nur wenige Arbeiten, die solitär für sich stehen, ich denke und arbeite in Serien und größeren Werkgruppen, die ich entwickle und in ihrem Potenzial ausschöpfe. Mittlerweile benenne ich nur noch die Serien. Titel für die einzelnen Arbeiten haben zu einer Interpretation und zu einer Zuschreibung von Bedeutung geführt, die manchmal die abstrakten Arbeiten eingeschränkt haben, anstatt sie für die Betrachter zu öffnen, was mir wichtig ist. Meine Arbeit soll nicht viel von sich aus erzählen, sondern viel mehr eine Projektionsfläche sein, wie ein Spiegel in der neuen Serie „Dark side of the moon“. Ich glaube, dass die Energie, die ich in eine Arbeit bringe, von Interessierten, von bestimmten Menschen, wieder aufgenommen werden kann und so weitergetragen wird.
Ab wann hast Du gewusst, was Du künstlerisch machen möchtest?
Das kann ich genau sagen. Es gab einen Moment, in dem das erste Relief auf einer Holzplatte, eine erste gefräste monochrome Arbeit, entstanden ist. Damit fängt für mich mein Werk an. Davor hatte ich verschiedene Phasen von figürlicher bis abstrakte Malerei, und habe versucht, meinen eigenen Weg zu finden, auch in Abgrenzung zu Vorbildern, die mich beeindruckt haben, wie die abstrakten Maler David Reed, Gary Hume oder Jonathan Lasker. Meine erste organische Skulptur ist im Jahr 2005 durch einen Zufall entstanden.
Vor der Akademie in Stuttgart hast Du Textildesign in Reutlingen studiert. Warum?
Am liebsten hätte ich Architektur studiert und hab’s mir nicht zugetraut. Ich habe mich für Textildesign entschieden, weil es dafür einen guten Studiengang in Reutlingen gab. Das wurde dann auch die eigentliche Basis für mein künstlerisches Schaffen. Dort hat sich mein Interesse entwickelt, das ich dann an der Akademie in Stuttgart vertiefen wollte. Dort fanden einige interessante Auseinandersetzungen mit spannenden Leuten statt, allerdings habe ich an der Akademie auch eine Abneigung gegen eine Überintellektualisierung entwickelt. So ist die Idee entstanden, Kunstmagazine und Kritiken zu schreddern und Pappmaché daraus herzustellen, Modelliermasse wie im Kindergarten. Ich spreche seitdem gerne davon, dass ich in meinem Atelier bastle. Pappmaché ist nicht nur ein schönes und flexibles Material, das eine sehr komplexe, fragile, leichte und gleichzeitig leichte Formensprache ermöglicht. Mir gefällt auch der Gedanke des Recyclings daran.
Du möchtest theoretische Auseinandersetzungen auf Abstand halten und gleichzeitig erforscht Du Materialien, Bewegungen und Dynamik und findest so immer neue natürliche, biomorphe Strukturen mit einer großen Beharrlichkeit.
Ja, teilweise wie besessen, als ob ich einem höheren Ziel auf der Spur wäre. Fleiß gehört für mich auch dazu. So bin ich seit meiner Kindheit geprägt. Ich erinnere mich an einen der ersten Sprüche aus der Anfangszeit an der Akademie in Stuttgart, dass große Kunstwerke nicht beim Lesen im Strandkorb entstehen, sondern beim Machen. Eine Arbeit ist erst fertig, wenn sie für sich allein steht, wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, dass ich daran gebastelt habe.
Wolfgang Flad wird in Stuttgart von der Galerie Reinhard Hauff vertreten. Wir danken für die Kooperation.
Weitere Informationen (bitte klicken): Galerie Reinhard Hauff
Abbildung: „floating sculptures“ von Wolfgang Flad an der Decke vorne und hinten